Kategorie: Arbeitswelt | Lesedauer: 07 min | veröffentlicht am 07. Mai 2025
Zielgruppe: Arbeitnehmer:innen
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Welche Faktoren beeinflussen das Gehalt?
Das Gehalt ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Dazu gehören Branche, Bildungsabschluss, Studienrichtung, Unternehmensgröße, Stadt, Bundesland, Berufsgruppe, Jobtitel und leider auch immer noch das Geschlecht.
Es ist aber durchaus üblich, nach mehr als zwei Jahren des Angestelltenverhältnisses in einem Unternehmen nach einer Gehaltsverhandlung zu bitten.
Nur Mut! – Mit einer guten Strategie kannst du dich ruhig trauen, zum richtigen Zeitpunkt mehr Gehalt anzuvisieren.
Wie viel kann man bei einer Gehaltsverhandlung verlangen?
GROBE FAUSTREGEL
Allgemein gilt, dass du bei einer Gehaltsverhandlung eine Gehaltserhöhung zwischen drei und zehn Prozent erzielen kannst.
Liegt die Gehaltsverhandlung ein Jahr zurück, sind es drei bis fünf Prozent.
Hast du seit der letzten Gehaltsverhandlung deutlich mehr Verantwortung und neue Aufgaben zugewiesen bekommen, sind es fünf bis sieben Prozent.
Bei einer Beförderung kannst du sogar zehn bis 15 Prozent mehr verlangen.
Bei externen Jobwechseln – vor allem dann, wenn du vom neuen Unternehmen abgeworben wirst – kannst du hoch pokern und 15 bis 20 Prozent mehr Gehalt verlangen.
Welche Strategien sollte ich für die Gehaltsverhandlung verwenden?
Marktwert ermitteln
Um eine angemessene Forderung stellen zu können, die auf schlagkräftigen Argumenten fußt, ist es wichtig, den eigenen Marktwert zu kennen. Bereite konkrete Zahlen vor, um deine Forderungen zu untermauern.
Faustregel: Du gibst immer das Bruttogehalt an.
Um deinen Marktwert zu ermitteln, empfiehlt es sich, Online-Recherche zu betreiben. Auf Vergleichsportalen oder im kostenlosen Gehaltscheck findest du heraus, wie viel deine Arbeit tatsächlich wert ist. Bedenke aber dabei, dass es keinen einheitlichen Marktwert gibt. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt.
„Gehaltsanpassung“
Anstatt in deinen Verhandlungen von einer „Gehaltserhöhung“ zu sprechen, verwende den Terminus „Gehaltsanpassung“. Der wirkt in seiner Semantik etwas subtiler und suggeriert, dass es nur fair ist, wenn du etwas mehr verdienst. Sprache schafft Realität!
Selbstbewusstsein
Gehe mit einem positiven, selbstbewussten Auftreten in die Verhandlung. Um den:die Vorgesetzte:n von deinen Vorstellungen zu überzeugen, ist es essentiell, dass du dir deiner Sache sicher bist. Wer an sich und seinem Wert zweifelt, hat schon verloren.
Üben
Vor allem, wenn du dich unsicher fühlst, macht es Sinn, deine Argumentation und die Verhandlungsbasis vor dem Gehaltsgespräch zu üben. Bitte ein Familienmitglied oder eine:n Freund:in, dir in einem gestellten Dialog gegenüberzutreten. Übe so lange, bis du das Gefühl hast, dass die Argumentation sitzt.
Souveräner Umgang mit Gegenargumenten
Es ist nur realistisch, davon auszugehen, dass in der Gehaltsverhandlung Gegenargumente kommen werden. Bereite dich darauf vor, indem du dir überlegst, was dein Gegenüber einwenden könnte. So kannst du selbstbewusst und angemessen reagieren, ohne dich davon einschüchtern zu lassen.
Pokerface
Es kann vorkommen, dass es in der Gehaltsverhandlung zu Spannungen oder einer unangenehmen Situation kommt. Sei dir im Vorfeld darüber im Klaren und bleib im Fall des Falles cool. Setz dein Pokerface auf und halte die angespannte Atmosphäre aus. Das erhöht deine Chancen auf Erfolg.
Professionalität
Vielleicht ist das Thema Gehalt emotional für dich. Das Gehalt drückt im weitesten Sinn deinen Wert fürs Unternehmen aus und es kann schnell passieren, dass sich der mit dem Selbstwert vermischt. Aber auch wenn sich die Situation aufgeladen anfühlt – bleib in jedem Fall professionell! Das ist einerseits wichtig für den Erfolg der Verhandlungen und andererseits wäre es dir später vermutlich unangenehm, wenn du im Gespräch zu emotional wirst.
Setze hoch genug an
Zwar solltest du keine unrealistischen Forderungen stellen, es empfiehlt sich aber das Einstiegsangebot nicht zu gering anzusetzen. Du musst nämlich mit einem Gegenangebot rechnen.
Nimm dir Zeit
Vor allem, wenn du unsicher bist, empfiehlt es sich, eine Nacht über die Verhandlungen zu schlafen. Du musst nicht sofort einschlagen. Am nächsten Tag wirst du einen klareren Kopf haben und kannst die Entscheidung ohne Affekt treffen.
Was ist der beste Zeitpunkt für Gehaltsverhandlung?
Bei der Gehaltsverhandlung gilt: Timing ist alles!
Um den besten Zeitpunkt fürs Gehaltsgespräch zu ermitteln, musst du einige Faktoren berücksichtigen.
Dos
- nach einem erfolgreichen Projekt
- bei einer Beförderung
- nach einer Fortbildung
- nach der Probezeit
- an einem entspannten Tag
Dont's
- nicht öfter als einmal pro Jahr
- nicht in wirtschaftlich schlechten Zeiten
- nicht, wenn der Chef gestresst ist
- keine unpassende Gelegenheit
Überlege zu allererst, wann du zuletzt nach einer Gehaltserhöhung gefragt hast.
Öfter an als einmal im Jahr zu fragen, ist nicht üblich.
Mach dir außerdem Gedanken darüber, ob das Unternehmen gerade schlechte Zeiten durchmacht. Sollte es wirtschaftlich momentan nicht rosig aussehen, dann verzichte auf Gehaltsverhandlungen – sie würden wohl keinen Erfolg bringen.
Etwas Empathie für den Chef ist gefragt! Wirkt er entnervt und gestresst? Du kannst, bis zu einem gewissen Grad, an seinem Gesicht ablesen, ob die geplanten Verhandlungen zum Erfolg führen werden oder nicht.
Ein Tabu: die gewünschte Gehaltserhöhung an unpassenden Gelegenheiten ansprechen! Auf Meetings oder Firmenfesten ist es nicht in Ordnung, das Thema Gehalt auf den Tisch zu bringen.
Vielmehr solltest du einen Zeitpunkt abpassen, der dir den Weg zu mehr Lohn ebnet. Zum Beispiel nach einem gelungenen Projekt oder nach einer erfolgreich absolvierten Fortbildung gibt es schlagkräftige Argumente, die für dich und deine Vorstellungen sprechen.
Auch nach dem Absolvieren der Probezeit ist ein guter Zeitpunkt, um ein Gehaltsgespräch zu bitten.
Ganz klar: Bei einer Beförderung bietet es sich an, nach mehr Gehalt zu fragen.
Warte in jedem Fall einen entspannten Tag ab und bitte den:die Vorgesetzte:n um ein persönliches Gespräch.
Wie argumentiere ich bei einer Gehaltsverhandlung?
Marktwert und Branchendurchschnitt
Ein schlagkräftiges Argument für eine Gehaltserhöhung ist, dass dein Gehalt unter dem Marktwert und/oder dem Branchendurchschnitt liegt. Du fragst nach dem, was du verdienst!
Erfolge und messbare Leistungen
Alle messbaren Leistungen, die du seit dem letzten Gehaltsgespräch erbracht hast, können als Argument auf den Tisch kommen. Streiche besondere Erfolge heraus und zeige damit, wieviel du fürs Unternehmen wert bist.
Verantwortung
Wurde dir seit dem letzten Gehaltsgespräch mehr Verantwortung übertragen, ist auch das ein gutes Argument für eine Gehaltsanpassung. Schließlich hat sich dein Wirkungsbereich erweitert und du hast eine höhere Mental Load zu tragen.
Qualifikationen
Solltest du seit der letzten Gehaltsverhandlung Fortbildungen absolviert haben oder etwas Neues, berufliche Relevantes dazugelernt haben, pack es auf den Verhandlungstisch. Das Unternehmen profitiert von deinen fachlichen Kompetenzen!
Loyalität
Ein Argument für eine Gehaltsanpassung ist deine Loyalität. Argumentiere damit, dass du schon jahrelang treu im Unternehmen tätig bist.
Lebenshaltungskosten
Steigen die Preise für die Lebenshaltung, so sollte dein Gehalt daran angepasst werden. Immerhin sorgt es für Mitarbeiterzufriedenheit und damit gesteigerte Produktivität fürs Unternehmen, wenn Angestellte ihre Lebensqualität aufrechterhalten können.
Gute Unternehmensentwicklung
Wenn du bemerkst, dass die Umsätze des Unternehmens in die Höhe schießen, darfst du annehmen, dass das auch dein Verdienst ist. Nach einer fairen Beteiligung zu fragen, ist in der Gehaltsverhandlung vorteilhaft.
FAQs zum Thema
FAQs zum Thema:
1. Frage:
Wie viel kann man bei einer Gehaltsverhandlung verlangen?
Antwort: Je nach Situation kann man bei der Gehaltsverhandlung normalerweise zwischen drei und zehn Prozent mehr Gehalt verlangen.
2. Frage:
Wie geht man am besten in eine Gehaltsverhandlung?
Antwort: Bereite dich ausreichend vor, wähle einen passenden Zeitpunkt und lass dich während des Gesprächs nicht aus der Ruhe bringen. Argumentiere klar und sei auch auf Gegenargumente vorbereitet. Nenne außerdem unbedingt eine konkrete Zahl und bleibe während des Gesprächs professionell und respektvoll.
3. Frage:
Kann ich 20% mehr Gehalt verlangen?
Antwort: Eine Gehaltserhöhung von 20% ist nur bei einem Unternehmenswechsel möglich. Sollte das neue Unternehmen dich aufgrund deiner Qualifikationen abwerben, kannst du 20% mehr Gehalt verlangen.
4. Frage:
Welche Strategien sollte ich für die Gehaltsverhandlung verwenden?
Antwort: Bereite dich auf die Gehaltsverhandlung gut vor, indem du online deinen Marktwert ermittelst, die Argumentation übst und dich auf mögliche Gegenargumente vorbereitest. Sprich in der Verhandlung von „Gehaltsanpassung“ statt „Gehaltserhöhung“, tritt Selbstbewusst auf und halte auch Spannungen aus. Reagiere souverän auf Gegenargumente, bleib unbedingt professionell und setz deine Verhandlungen nicht zu niedrig an. Wenn du nach dem Gespräch Unsicherheit spürst, schlaf eine Nacht darüber, bevor du dem Ergebnis zustimmst.
5. Frage:
Wie kann ich meinen Marktwert ermitteln?
Antwort: Auf Vergleichsportalen und Jobbörsen kannst du deinen Marktwert recherchieren. Außerdem gibt es online kostenlose Gehaltschecks, die dir dabei helfen.
6. Frage:
Wie bereite ich mich auf ein Gehaltsgespräch vor?
Antwort: Ermittle deinen Marktwert, lege eine Leistungsmappe an und mach dir alle Faktoren bewusst, die Einfluss auf die Höhe deines Gehalts haben.
7. Frage:
Welche Argumente kann ich für eine Gehaltserhöhung verwenden?
Antwort: Argumentiere mit dem Marktwert, messbaren Leistungen, der Verantwortung, die du trägst oder mit deiner Loyalität dem Unternehmen gegenüber. Auch deine Qualifikationen – vor allem neu erworbene – sowie eine gute Unternehmensentwicklung können deine Forderungen in der Gehaltsverhandlung stützen. Sollten die Lebenshaltungskosten gestiegen sein, ist auch das ein Argument, das du in den Verhandlungen auf den Tisch packen kannst.
8. Frage:
Wie gewinnt man die Gehaltsverhandlung?
Antwort: Wähle für deine Gehaltsverhandlungen den passenden Zeitpunkt, beginne sie gegebenenfalls schriftlich per Mail und bereite dich gut darauf vor. Das machst du, indem du deinen Marktwert ermittelst und eine Leistungsmappe anlegst. Gehe dann selbstbewusst und souverän ins Verhandlungsgespräch.
Wir fassen zusammen
Wenn dir dein Gespür sagt, dass es Zeit für eine Gehaltsverhandlung ist, solltest du zuerst prüfen, ob der Zeitpunkt dafür der Richtige ist. Mehr als einmal pro Jahr macht es keinen Sinn, um ein Gehaltsgespräch zu bitten.
Sollte der Zeitpunkt stimmen, geht es an die Vorbereitungen. Gehe nicht unvorbereitet in das Gespräch, sondern lege dir eine schlagkräftige Argumentation zurecht, sodass du in der Verhandlung souverän, selbstbewusst und professionell auftreten kannst.
Argumentiere mit dem zuvor ermittelten Marktwert, messbaren Leistungen, deiner Verantwortung, Loyalität und deinen Qualifikationen. Auch wenn das Unternehmen sich besonders gut entwickelt oder die Lebenshaltungskosten steigen, sind das Argumente für eine Gehaltsanpassung.
Generell fragen zu wenig Angestellte nach Gehaltsgesprächen. Nut Mut! Du darfst dich ruhig trauen, die Initiative zu ergreifen und professionell in die Verhandlung zu gehen.